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Die Gaststätte

1873 betrieb H. Henck in Meddewade eine Gastwirtschaft in der Alten Dorfstr. 65.

1895 bauten Christian und Dora David in Meddewade den Gasthof „Unter den Linden“ mit einem Schweinestall und einer Kornmühle mitten im Dorf auf.


Da die Ehe kinderlos blieb, ging der Gasthof 1933 durch Verkauf an die Eheleute Paul und Erna Geerdts. Tatkräftig unterstützten die Töchter Olli und Thea die Wirtsleute. Nach dem Tode des Vaters führten Tochter Olli und ihr Ehemann Werner Lantz den Gasthof weiter.

Alte Gaststätte in Meddewade um 1926/27

1951 wurde das Anwesen an Hans und Lotte Drews verkauft. Die Familie Drews kam aus Sühlen, wo Hans Drews als 2. Bauernsohn keine Aussicht auf eine Übernahme des elterlichen Hofes hatte und sich eine andere Tätigkeit suchen musste. Über die Verwandtschaft mit Familie Geerdts erfuhr er von dem geplanten Verkauf der Gaststätte in Meddewade.

Uwe Drews, Sohn und einziges Kind von Hans und Lotte Drews, wuchs zwischen Laden, Gastwirtschaft und Küche auf.
Anfänglich gehörte zu dem Betrieb auch noch die Kornmühle. Bis etwa 1956/57 konnten die Bauern bei Drews ihr Korn mahlen lassen.

Hans Drews erhielt dafür einen festgelegten Getreideanteil, die so genannte Matte.

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Uwe Drews erinnert sich lebhaft an seine Kindheit:

Meinen Vater brauchte man nicht zu suchen: Er saß meistens mit Zigarre und Filzpantoffeln auf seinem Stammplatz in der Gaststube und spielte mit seinen Stammgästen Skat. Seine Madame, wie er meine Mutter nannte, war für die Küche und den Laden zuständig.

Wir hatten immer feste Angestellte für den Laden, teilweise aus Meddewade. Die Ware für den Laden lieferte die Firma Haukohl, später war es die Firma Vivo.

Das war noch ein Laden nach alter Art: Man konnte für einen Groschen Senf kaufen und bekam eine ganze Menge dafür. Mancher holte sich seine Zigaretten einzeln und kam mehrere Male am Tag.

Salz, Zucker, Mehl, Graupen, Erbsen, Bohnen, alles war lose Ware, die man in großen Holzschubladen aufbewahrte. Was der Kunde wünschte, wogen wir ab und verkauften es in spitzen Papiertüten. Das Petroleumfass stand im Keller, die Pumpe dazu im Laden, so wurde Petroleum in Flaschen abgefüllt. Milch kam in großen 20 Liter Kannen. Mit dem Litermaß oder Halblitermaß füllten wir sie in die vom Kunden mitgebrachten kleinen Milchkannen aus Aluminium um.

Die Älteren werden sich auch an den Bonbonständer erinnern. Die Kinder holten sich Himbeerbonbons, rot und hart, und „Sahnebonsche“ für `nen Groschen.

Holzpantoffeln, Forken, Stacheldraht, Schrauben, Nägel, eben alles, was von der Landbevölkerung gebraucht wurde, gab es in unserem Laden, in dem auch am Sonntag Nachmittag, wenn etwas fehlte, eingekauft werden konnte. Wegen der Gastwirtschaft waren wir ja immer da, das wussten die Leute.

Bezahlt wurde auch nicht immer bar, die einzelnen Familien hatten Kontobücher, in denen alles aufgeschrieben wurde, was sie eingekauft hatten. Die Leute zahlten zum Ende oder Anfang des Monats, ganz unterschiedlich. Mitte der 50er Jahre ließen wir den Laden umbauen. Als Neuanschaffung kam eine Waage dazu, auf der man bereits den Preis ablesen konnte, wenn man das Gewicht der Ware eingab.

In den ersten Jahren waren die Dorffeste wie Feuerwehr- und Sparclubfeste die Haupteinnahme für die Gastwirtschaft. Das „Modegetränk“ war Bowle, die wir in Milchkannen ansetzten. Schnaps lieferte Firma August Ernst aus Oldesloe. Normalerweise wurde Boni- fatius-Bier aus Flaschen getrunken, Fassbier gab es nur bei den Festen.


Die Gaststätte ab 1972

Die Gastwirtschaft lag eigentlich an einem gefährlichen Standort- an einer Kurve. Da passierte es einmal, dass der Motorradfahrer Karl Günter Dunkelgut, Lehrling bei Schmied Rohwerder, nicht die Kurve bekam und mit seinem Motorrad durch die Tür in den Saal bis vor die Bühne sauste. Wenn das schon die neue Tür gewesen wäre, wäre der Unfall nicht so glimpflich verlaufen. So aber splitterte die Tür entzwei und der Motorradfahrer hatte lediglich ein paar Schrammen.

Nachdem die Paech-Brotfabrik in Meddewade eröffnet hatte -1954-, bevölkerten die „Paechbrotleute“ die Gaststube. Da wurde die Polizeistunde nicht mehr eingehalten! Betriebsfeste mit zunächst 110 Personen, später mit bis zu 260 Personen, richteten wir aus. In der Küche hatten wir eine feste Kochfrau und eine Reihe Aushilfen aus dem Dorf. Wir hielten uns selbst Schweine, denn dadurch konnten wir die Essensreste und Abfälle gut verfüttern. Bei Festen war gelegentlich eine Menge Bier dabei und die Schweine waren dann richtig besoffen und liefen im Kreis. Man stelle sich das heute vor!

Die Paech-Brotfabrik belieferten wir auch mit Pausengetränken. Heute hätte man dafür einen Getränkeautomaten. Praktisch waren wir für die Brotfabrik die Kantine, denn wir lieferten auch Bockwurst und Schinkenbrote.

Für einige Jahre fand bei uns auch Tanzunterricht von der Tanzschule Martens aus Oldesloe statt. Für den Abtanzball musste der Saal drei Tage vorher mit einem alten Kanonenofen beheizt werden, damit es warm genug war.

Ich erinnere mich auch noch sehr genau an den großen Brand 1959 in der Brotfabrik. Unser Haus grenzte ja an das Fabrikgebäude und mein Vater stand oben auf dem Pappdach und fegte die Funken ab. Als Kind war ich „immer mitten drin“. Davon hatte ich auch Vorteile, weil mir der eine oder andere etwas zusteckte und ich immer ein paar Groschen oder Bonbons in der Tasche hatte.

Dennoch wollte ich die Gastwirtschaft nicht übernehmen, das Leben war mir zu unruhig.
 Nach 20 Jahren, 1971, wurde die Gastwirtschaft auf Leibrente an die Paech- Brotfabrik verkauft und wenige Tage später von dem Ehepaar Hopp als Pächter neu eröffnet.

Am 18.10.1971 eröffneten Edith und Manfred Hopp unter ihrer Regie die Gaststätte.

Edith Hopp erinnert sich: Es begann gleich mit einer großen Veranstaltung von „Paechbrot“: Ich musste 200 Eisbeine kochen! Es klappte alles. Viele Fahrer von „Paech-Brot“ saßen schon mittags da und sorgten für einen beachtlichen Umsatz. In der Folgezeit gab es manche Großveranstaltungen, so dass neben der Gaststube auch im Saal gedeckt werden musste. Wir boten ja generell einen Mittagstisch an, was auch von den Arbeitern genutzt wurde, die in den 70er Jahren die Autobahn verbreiterten.

Schweine hielten wir uns bei Krumsiek im Stall. Wenn Schlachtzeit war, wurden die Schweine in der Küche zerteilt und ich briet die Koteletts frisch in der Pfanne. So kamen sie superfrisch zum Gast.


Ohne die Einnahmen durch die Belegschaft der Paech-Brotfabrik und andere Verkaufsfahrer wäre schon in den 70er Jahren eine Gaststätte auf dem Lande nicht zu halten gewesen. Ende der 70er Jahre bot ich Essen für Werbefahrten an. Dann kamen manchmal drei Busse auf einmal, ca. 150 Personen. Und gelegentlich gab es abends noch eine Veranstaltung mit 120 Personen dazu! Dafür war die Küche eigentlich viel zu klein. Aber wir wussten uns zu helfen: Die Kartoffeln wurden unter einer Zeltplane auf dem Hof gebraten, danach in Schüsseln durch das Küchenfenster gereicht und zu den Gästen gebracht. Grünkohl mit Kassler, Schweinebacke und Kohlwurst, dazu frisch gebratene, kleine Kartoffeln – das war eine Spezialität von uns!

Die Gaststätte 2008 kurz vor dem Abriß.

Andere große Feste waren das Vogelschießen, der Feuerwehrball und das Sparclubessen für die die Bewirtung im Dorf bei uns stattfand.I

In der Küche bei Hopps ging es deswegen oft „rund“, beide wollten am Herd der Chef sein. Trotzdem lag die größere Belastung bei Edith Hopp, denn es sollten noch zwei lebhafte Söhne Marcus und Frank versorgt werden. Entlastet wurden sie von Uwe Dittebrand. Er war der Mann für alle Arbeiten!

Nach Manfred Hopps plötzlichem Tod 1983 nahm Edith alle ihre Kraft zusammen und betrieb die Gaststätte alleine weiter, daneben eine Lotto-Annahmestelle und den kleinen Lebensmittelhandel, für den sie die Ware von der Metro oder vom Citti-Markt bezog. Manch schönes Fest hat die Gemeinde bis in die frühen Morgenstunden dort gefeiert. Eines wohl der schönsten Feste feierten wir sicher mit dem letzten Ball „Tanz in den Mai“ 1999 (berichtet Marleen Wulf).

Der Mittagstisch war weit über die Grenzen des Dorfes bekannt, man hörte oft: „Es schmeckt wie bei Muttern zu Hause!“
. Das „Grünkohlessen“ in der Winterzeit war einfach „spitze“, ebenso die „Maischolle“ oder die Currywurst mit Pommes frites und Mayonnaise.

Edith Hopp war immer Mittelpunkt des Dorfgeschehens und über alle Neuigkeiten bestens informiert.

In den letzten Jahren stand ihr Sohn Marcus ihr zur Seite.
104 Jahre hatte Meddewade eine viel genutzte Gaststätte.
Mit 61 Jahren gab Edith Hopp ihren Beruf als Gastwirtin auf.

Seit Juni 1999 stand das Gebäude für ein Jahr leer. Im Jahr 2000 richtete die Brotfabrik, die jetzt zur Kamps-AG gehörte, einen ihrer „Brotshops“ in der ehemaligen Gaststätte ein und verpachtete ihn an Maren Haack. Der Laden hieß „Peter und Paul“. In ihm durften nur Brotsorten von Kamps verkauft werden neben Kaffee, Zeitungen und Kuchen. Belegte Brötchen werden auch angeboten. 2006 wurde die Brotfabrik nach Lüdersdorf in Mecklenburg-Vorpommern verlegt.

Auf dem Gelände der Gastwirtschaft und Brotfabrik von 5,5 Hektar entstand ab 2008 ein Wohngebiet mit 58 Einheiten.

Literatur: Meddewade Chronik eines Dorfes im Kreis Stormarn von Doris und Eckhardt Moßner und Hans-Werner Hillers 2004.

Hans-Werner Hillers,

Dorfchronist

 

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